FEUILLETON-REZENSION: “Das Friedensfrühstück” ist fertig

“Das Friedensfrühstück” ist fertig

So, bitte kommen Sie herein in den Downloadbereich. “Das Friedensfrühstück ” ist angerichtet. Der Download der PDF-Datei ist kostenlos. Aber über die eine oder andere Spende würde ich mich dennoch freuen. Weihnachten steht ja auch vor der Tür, und gegen Ende des Jahres, wenn es wieder kühler ist, möchte ich gerne mal wieder für eine Woche oder wenigstens ein Wochenende nach Weimar fahren. Denn nach dem Friedensfrühstück will ich noch “Seidenhemden über Wohlstandsbäuchen” fertig stellen und danach – etwa bis Jahresende – noch “Vorhang auf im Meinungstheater”. Vor dem Meinungstheater habe ich den größten Bammel. Denn die Zeit scheint mit Zeitpersonen belebt zu sein, denen die Meinungsvielfalt gleichgültig ist. Meine bescheidene Aussageabsicht ist es aber, der Vielfalt und der Gemeinschaft von Meinungen eine gewisse friedensstiftende Funktion zuzuordnen. Und wenn das alles publiziert ist und gut wurde, dann müsste noch ein Essay zum Thema Migration dazu kommen, und der wird heißten: “Kein Staat darf andere Menschen als unnütz betrachten”. Und da hab ich wieder das Gefühl, mich “im Gegensatz zu meiner Zeit zu befinden und laut Nein zu sagen”. Entschuldigen Sie bitte, darf ich Ihnen eine Frage stellen: Warum sollen Waffenlieferungen Kriege “Verkürzen”? Bedeutet das dann auch, dass man ein Feuer schnellstens löscht, wenn man Brennholz nachlegt?

Beim “Friedensfrühstück” geht es um Folgendes:

Kurzbeschreibung:

Den Frieden erhält die Schöpfung wohl nur dadurch, wenn die Sektion Menschheit ihre Begabungen fürderhin auf das Erlernen und Einüben von nachhaltigen Handlungen zum Wohl, zum Erhalt und zum Miteinander einsetzt. Wenn Frieden erlernbar ist, so ist er im Laufe der Zeit lediglich in Vergessenheit geraten, weil die Einrede der Kriegsnotwendigkeit den Rang einer unumstößlichen Tatsache eingenommen hat. Dem ist womöglich nicht so. Wie man aus dem Leben und aus Bildungseinrichtungen weiß, ist ein gutes Frühstück ein guter Auftakt zum lustvollen lernen. Man spürt die Mühe des Lernens nicht, erlebt aber staunend den Erfolg.

Und dann sitzt General mit einem Pazifisten beim Frühstück, und der Pazifist fragt: „Noch ein Tässchen Kaffee, Herr General?“, und der General sagt: „Gerne, Gandhi“, und spricht seinerseits: „Probieren Sie doch mal diese Aprikosenkonfitüre, sehr lecker, und im heimischen Gewächshaus gereift.“

Zu solch einer Frühstücksvorbereitung lud die Friedensinitiative „Es reicht“ ein. Referate hielten Phil Schreiber, Johann Herzensgut Mildesleben, , Francesco Gandolf, Jean Le Clou, Yvonne Schmusika, Friederike Schiller und Catherine Ring-Guth. Die Referate boten sie dann der Öffentlichkeit zum Ablehnen, Zustimmen, Kritisieren, Verbessern an. Danach werden die Tische gedeckt, falls die Entscheidung Frühstücksfeste heißt.

Und hier kommt der Link


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BARON VON FEDER: Abenteuer Pflegestufe

Zur Zeit beginnt eine Antragstellung auf Pflegestufe, um dadurch das Anrecht auf ein bisschen Unterstützung eines einzelnen jungen Mannes mit körperlichen Einschränkungen inklusive Herz und Atmung zu erhalten. Einfach bloß so geht da nämlich nicht, man könnte ja Simulant sein, reden Nörgler. Nichts gegen Meinungsfreiheit, aber Nörglern müsste man den Ton leiser drehen können, damit sie nicht nerven. Und da gibts so Herzen die man drücken kann. Das stärkt die Muskulatur in der Hand zum Beispiel. Aber wenn man das herz zehnmal drückt und dann schnauft man wie nach dem Treppensteigen in die zehnte Etage.

Das Herz in der Hand sieht der besseren Vorstellung wegen so aus:

Das rote ist das gedrückte Herz. Die hand ist Bestandteil des nach zehnmal Herzdrücken schnaufenden Menschen. Das sollte die Notwendigkeit einer Pflegestufe wohl begründen, oder? Denn sehen Sie mal: Bücken und was aufheben, geschweige denn Fußboden wischen, geht auch nicht mehr. Und so eine Küche oder ein Flur, ja selbst Wohzimmerchen und Badverhau, wollen gerne gewischt werden. Es soll ja auch duften, wenn man vom Einkaufen oder sonstigen unumgänglichen aushäusigen Aufenthalten wieder ins Heimelige Nest zurück kehrt. Und kann mir endlich mal einer erklären, warum Betten grundsätzlich mit tragunfähigen Lattenrosten ausgestattet sind? Einmal drehen reich um so vile Schwung zu entwickeln, dass alles kracht, was nicht Stahl ist. Und im Tiefschlaf zu merken, dass Suie mit dem Arsch auf dem Fußboden schleifen, aber die Füße noch an der Oberkante der “Matratzengruft” haben: Das ist unschön. Sie müssen sich zum Zweck der Schadensbehebung zum Aufwachen zwingen, sonst droht noch ein Bandscheibenvorfall. Den wollen Sie nicht riskieren, glauben Sie mir das. Ich hatte zwar noch keinen, aber eine Ahnung davon. Nein, das wollen Sie nicht.
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BARON VON FEDER: Schuldbekenntnis eines Schöpfungsquälers

Mea Culpa. Tiefe Reue. Volles Versagen. Der Verstoß gegen Albert Schweizers Lehre der Ehrfurcht vor dem Leben ist nicht zu leugnen. Es war ein Versagen der Zivilcourage aus Angst oder sonst etwas. Es war nur so, dass eine Wespe in eine Bierflasche kroch. Normalerweise kommt sie da auch wieder heraus. Am Tisch lauerte außer dem späteren Versager ein sadistisch lüsterner Blick. Kaum war die Wespe in der Flasche, stülpte der Inhaber des des sadistisch-lüsternen Blickes ein Glas über die Flasche. “Verreck, Du Vieh”, sagte der Mensch. Die Wespe bekam Angst. Man konnte sie förmlich um Hilfe rufen hören. Der Versager wollte das Glas wegnehmen. Der Sadist unterband dies. “Das Vieh muss sterben”, sagte der Sadist. Und der Versager traute sich nicht, nach den Lehren von Albert Schweizer und Franziskus von Assisi das Glas von der Flasche zu nehmen. Natürlich wäre es möglich gewesen. dass die Wespe ihn gestochen hätte. Wer hätte ihr das übelnehmen wollen? Wenn nicht einmal Menschen immer in der Lage sind, ihre Affekte zu beherrschen, wie soll man das von einer kleinen Wespe verlangen? Es ist auch keine Beruhigung, dass die Bedienung beim Abräumen das Glas entfernte und das kleine Schöpfungsmitglied befreite. Es ist auch keine Entschuldigung, dass der Versager absichtlich ein Drittel seines Eisbechers mit Sahne stehen ließ, um den Kumpels der Wespe seine tief empfundene Scham und Reue zu bekunden. Schuld ist Schuld, Schande ist Schande, und Versagen ist Versagen.
Wenn man nun aber schon im Kleinen so Groß versagen kann, wie unmessbar groß ist dann erst das Versagen, wenn es um Freundschaften, Frieden, Gerechtigkeit geht? Und überhaupt: Was genau hemmt im entscheidenden Moment das vom Geist für richtig erkannte ethische Handeln? Die Angst von einem Wespenstich? Wenn so wenig alleine schon reicht , um ethisches Handeln auszuschalten – wie kann man ethisches Handeln praktisch lernen ? “Es ist nicht genug zu wollen – man muss es auch tun”. Aber wie schafft man es, das Zaudern zu überwinden? Es hätte gereicht, einfach nur das Glas anzuheben. Da wäre nicht einmal Gewalt nötig gewesen. Also warum? Wie kommt das Nicht-Handeln trotz Handeln-Wollens zustande? Scham und Schande. Ein kleiner edler Moment, eine winzige Erwartung, die man hätte erfüllen können, und nun ein Leben voller Scham und Reue. Warten auf die nächste Chance? Und dann? Was hindert einen dann am Handeln? Haben Sadistenblicke solch lähmende Macht?

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DOWNLOAD-HINWEIS: Das Flugblatt für August 2022 ist fertig

Liebe Leserinnen, liebe Leser, das neue Flugblatt für August 2022 ist fertig. Zur Zeit sind Bücher zum Rezensieren knapp. Wie neulich im Falle eines Buches von Hannah Ahrend tritt der Gedanke auf, früher bereits erschienene Bücher zu rezensieren. Das erlaubt der Rezension den Blick auf die Zeitlosigkeit der Bücher. Denn wenn ein Buch vor 100 Jahren zum Beispiel erschien und heute noch oder wieder aktuell ist, so enthält die Rezension möglicherweise einen AHA-Effekt. Und der kann bekanntlich zur Zeit ganz wohltuende Nebenwirkungen haben. Mir sind bloß noch nicht so viele Titel eingefallen. Das heißt: Es gibt Viele, aber die Auswahl fällt schwer. Was meinen Sie: Welche Autoren könnten wir rezensieren? Sollen wir “Seneca: Von der Seelenruhe” nehmen? Eine passender Wunsch zur Zeit wäre die Seelenruhe ja schon. Oder ein paar soziale Schriften, die ansonsten fast völlig untergehen würden wie Atoll in der Südsee, wenn der Meeresspiegel infolge der Polabschmelzung weiter steigt? Welche Wünsche würden Sie, liebe Leserinnen und liebe Leser, der Redaktion vom Flugblatt zurufen? Ich selbst habe sowieso vor, mich in der Bibliothek anzumelden und dann deren Lesesaal zum Lesen und Schreiben zu nutzen. Die Bibliothek als Schreibstube ist vielleicht gr keine schlechte Idee. Obwohl ein kühles trockenes Plätzchen, trotzdem am Wasser, mit einer zärtlich streichelnden frischen Abendbrise – das wäre ja auch ein schöner Ort zum Schreiben. Und schreiben möchte ich noch sehr viele. Trotz allem, was ich bisher schrieb, scheint alles immer noch erst de Anfang eines Lebenswerkes zu sein. Von Lebenswerkserfüllung kann ich vermutlich erst dann sprechen, wenn die Quantität des Geschriebenen zur neuen Qualität von etwas Bleibendem führt. Immerhin sind die nächsten vier Titel in der Arbeit: “Seidenhemden über Wohlstandsbäuchen”, “Das Friedensfrühstück”, “Vorhang auf im Meinungstheater” und “Kein Staat darf…”. Am weitesten voran gekommen bin ich mit “Das Friedensfrühstück”.

Ich danke allen Mitwirkenden an diesem Flugblatt, die trotz Arbeit Zeit und Lust fanden. Ich kann soviel Engagement gar nicht genug schätzen.

Und hier ist der Link:

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BARON VON FEDER: “Angenommen, die Medien….”

“Angenommen, die Medien…..”

Angenommen, die Medien würden nicht aus jeder Politikeräußerung eine Meldung machen. Wie sähe dann eine Zeitung aus?

Sie würde dünner sein, weil sie weniger Papier für die Werbeseiten benötigt. Das wäre eine Wohltat für die Umwelt. Und es würde nicht erst ein Geheimdienstler sagen, “dass Russland bald fertig hat”. Ein britischer solcher soll das laut NTV gesagt. Das Bequeme an Geheimdienstquellen ist, dass man sie weder belegen kann noch darf. Notfalls kann man sich einen ausdenken und den Finger auf die Lippen legen. Kurz hinter dem Geheimdienstler munkelte Annalena Baerbock vom Außenamt von Bürgerkrieg in Deutschland, wenn Kanada eine Nordstream-Turbine nicht aus der Wartung nach Deutschland heimkehren lässt. Die Aufgabe von Medien ist es, Widersprüchliche Informationen in einen erklärenden Zusammenhang zu bringen, damit die Leser wissen: Zur Zeit spinnen sie wieder alle, aber die PR-Abteilungen haben ihre Dramatisierungsspezialisten an die Bearbeitung von Sachinformationen gesetzt. Und nun erkennt keiner mehr, was los ist. Im Grunde müssen sich die Medien selber davor bewahren, die Überdramatisierung der sachlichen Ebene vorzuziehen. Sachdienliche Informationen stehen dann sofort im Ruf von Verharmlosung oder Relativierung. Und dabei war die Beschreibung der Vorgänge und ihre Einordnung in Zusammenhänge immer das edle Amt des Journalismus. Wenn Leser Autoren sind und die Zeitung als aktives Mittel zur Informationsverbreitung nutzen, dann müssen alle, die schreiben, auch verantwortungsvoll mit ihren Texten umgehen. Ängste zu schüren und existierende Gerüchte aufzuzählen scheint mir nicht verantwortungsvoll zu sein. Weil es viele Leser und viele potentielle Autoren gibt, reicht eine Zeitung gar nicht aus, um die Vielfalt der Informationen zu verbreiten. Wenn alle, die da schreiben, verantwortungsvoll und ethisch handeln, dann würde eine Themendarstellung eine Problemlösungs-Fachberatung sein, und Leser und Autoren und alle besäßen die Expertise der gesellschaftlichen Fachkompetenz. Das Abwiegeln, Beschwichtigen und Dramatisieren könnte im Theater stattfinden. Etwa als ergänzendes “Was wäre, wenn?”

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ONKEL JULES VERNEUM: “Nur ein paar Fragen”

ONKEL JULES VERNEUM

„Nur ein paar Fragen“

Reicht „Privateigentum für Jeden“, um Jeden vor dem Verlust der Habe auf das Betreiben Anderer zu schützen?

Ist „Privateigentum für Jeden“ eine Art „Appeasement der kapitalistischen Raubzüge“?

Wenn das Privateigentum die Grundlage des Kapitalismus ist: Warum ist dann der RAUB seine Geschäftsbedingung?

Wenn Diktatoren und Kriegsführer NICHT friedlich gestoppt werden können: Kann man dann die kapitalistischen Raubzüge auch nur UNFRIEDLICH stoppen?

Warum gibt es bei der Fülle von Kriegen keinen Friedensvertrag, dessen Bedingungen nicht zu einem neuen Krieg führen?

Trägt jeder Frieden den Keim eines neuen Krieges in sich?

Wie können Menschen lernen, die Affekte Neid, Gier Machtdominanz in sich selbst zu kontrollieren?

Kann stellvertretende Gewalt auch in gemeinschaftlich nützliche Kraftanstrengung umgeleietet werden?

Was können Beteiligte aus der Umleitung er der Gewalt in nützliche Kraftanstrengungen lernen?

Wenn Rohstoffe nichts kosten und die Transportwege samt Erhaltung Gemeingut sind: Ist dann auch Krieg um Rohstofflieferungen samt anhängender Machtpositionen obsolet?

Mit anderen Worten: Würde der Unsinn von Gewaltanwendung klar werden, wenn sich die gesamt Menschheit bewusst wäre, dass jeder Krieg sich immer auch gegen den Verursacher selbst richtet?

Warum also fügen Menschen sich selbst und nicht nur anderen Verletzungen an Leib und Seele zu, anstatt sich um ihr gegenseitiges Wohl zu kümmern?

Kann es überhaupt “Reine Opfer” geben? Im Moment der unerwarteten Gewalt ja

Wenn Abwehr von Gewalt Anwendung von Gewalt statt Umlenkung der Kräfte auf den Gemeinschaftsnutzen bedeutet: Was macht sie dann ethisch besser?

Wenn nicht einmal Friedensstifter sich aus Konflikten heraushalten können: Kann man Krieg und Konflikt obsolet machen, indem das Friedensfrühstück, die Gesundheit, die Bildung, die Achtung des Freiraums und der Kultur zum Maß der Tugend des wirtschaftlichen Handelns gelebt werden?

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FEUILLETON-KULTURBETRIEBLICHES: Schaugießen einer Glocke in Apolda

FEUILLETON-KULTURBETRIEBLICHES

„Schaugießen einer Glocke in Apolda“

Am 4. Juli passierte in Apolda etwas lange nicht Geschehenes: In aller Öffentlichkeit wurde eine Glocke gegossen. Die Glocke soll, sobald sie Geworden sein wird, in Kapellendorf wenige Kilometer von Apolda entfernt in der dortigen Kirch läuten. Der Glockengießer kommt, so berichtete die Nachrichtenagentur DPA, aus Passau. Schiller schrie das Gedicht von der Glocke 1799. Wie man verschiedenen Ortes lesen kann, hatte ihn dazu die Glockengießerei Mayer in Rudolstadt inspiriert.

Der DPA-Meldung zufolge wurde dei erste Glocke in Apolda vor drei Jahhunderten gegossen. Das muss dann 1722 gewesen sein.

In Schillers Gedicht von der Glocke kommt die Zeile vor: „Frieden sei ihr erst Geläut“. Zum allnotwendigen Friedensläuten passt auch ein Glockengedicht von Christian Morgenstern. Christian Morgenstern starb am 31. März 1914. Die Gräuel ders Ersten Weltkrieges bleben im daher erspart. Falls man hier von sparen reden kann. Wann Morgenstern das Gedicht schrieb und welcher konkrete Krieg des 19. Jahrhunderts den Anlass gab, war bislang nicht heraus zu finden. Der Wortlaut aber ist wie folgt überliefert:

„Die Kanone und die Glocke“

(Christian Morgenstern)

Die Kanone sprach zur Glocke:
„Immer locke, immer locke!

Hast dein Reich, wo ich es habe,
hart am Leben, hart am Grabe.

Strebst umsonst, mein Reich zu schmälern,
bist du ehern, bin ich stählern.

Heute sind sie dein und beten
morgen sind sie mein und – töten.

Klingt mein Ruf auch unwillkommen,
keiner fehlt von deinen Frommen.

Beste, statt uns zu verlästern,
laß uns einig sein wie Schwestern!“

Drauf der Glocke dumpfe Kehle:
„Ausgeburt der Teufels-Seele,

wird mich erst der Rechte läuten,
wird es deinen Tod bedeuten.“

Möge der Richtige endlich kommen.

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FEUILLETON-REZENSION: Krisenregion Sahel

FEUILLETON-REZENSION

Buchtitel: Krisenregion SAHEL. Hintergründe, Analysen, Berichte
Autor: Fritz Edlinger / Günther Lanier (Hrsg)
Verlag: Promedia
Name des Rezensenten: Hannes Nagel

„Ein Buch über das unnötige Sterben eines Landstriches“

Im 11. Jahrhundert kannten Händler eine Stadt am Flusse Niger. Die Stadt war eine Oase in der Wüste. Oasen sind Punkte in der Wüste, die durch Wasserversorgung recht gut abgedcckt sind. Der Niger war vom Meer her mit leichten Frachtbooten befahrbar. Ziel der Frachtboote war die Oasenstadt Timbuktu. Timbuktu gehört zu Mali und Mali zu den strategischen Gebieten, in denen der demokratische Wertewesten Handelswege, Rohstofflieferungen und den Wohlstand des Westens sichert. Der Wohlstand des Westens aber ist entspricht exakt der Armut des Südens. „Der Süden“ ist in dem Buch „Krisenregion SAHEL“ von Fritz Edlinger und Günther Lanier ein geografischer Breitbandstreifen zwischen 12 Grad Nördlicher Breite und 18 Grad Nördlicher Breite. Das entspricht Pi mal Daumen 6 Breitengraden. Der Abstand von einem Breitengrad zum andern beträgt 111 Kilometer, so dass der Streifen etwas mehr als 666 Kilometer breit ist. Bis dahin ist es schön, das Buch zu lesen, weil es Lust auf Bildung, Lernen, Aha-Sagen macht. Es ist doch das schönste Kompliment für ein Buch, wenn man der Lektüre solch eine Wirkung bescheinigen kann.

Kurz vor Beginn der Rezension kam im Brandenburgischen Fernsehen RBB (Rundfunk Berlin-Brandenburg) ein Film mit dem Titel „Timbuktu“. Die gezeigten Bilder aus 2014 illustrieren noch 2022 hervorragend, was in Edlinger-Laniers Buch mit dem wüstenfarbenen Einband steht. Beim Lesen fühlen Herz und Verstand: Die Geograpphie bestimmt die Lebensräume und beeinflußt die die Lebensmöglichkeiten. Man kann einen Lebensraum gemäß seiner natürlichen Anlagen nutzen oder wider seine natürlichen Anlagen. Nutzt man eine Region gegen ihre natürlichen Anlagen, zestört man sie. Ein schlecht genutzter Lebensraum – zum Beispiel durch die Haltung von mehr Weidetieren als der karge Boden Nährpflanzen gedeihen läßt – kann zur Versteppung, Verödung, zu fortschreitender Wüstenbildung beiträgen. Die Wüstenbildung hat nicht nur lokale Auswirkungen. Sie beeinflußt das gesamte Klima. Sehr eindringlich beschreiben die Autoren die Auswirkkung der Erderwärmung auf die Anpassungsfähigkeit von Menschen, Tieren und Pflanzen. Sie beschreiben, wie die Regulierung der Temperatur ab einem bestimmten Hitzegrad nicht mehr machbar ist. Diese Fähigkeit kann auch unumkehrbar vergehen. Und dann wars das mit dem Leben.

In diesem Buch sind tabellarische Übersichten eingebaut. Sie ghören zum Text. Sie reißen ihn nicht auseinander. Sie sind die Skizzen zur Verständlichmachung des Geschriebenen. Man sagt beim Lesen oft Aha.

(Fritz Edlinger/Günther Lanier, „Krisenregion SAHEL. Hintergründe, Analysen, Berichte“, Promedia, Wien 2022)

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REDAKTIONSMITTEILUNGEN: Das Flugblatt für Juli 2022 ist fertig

Liebe Leserinnen, liebe Leser, ich freue mich, Ihnen das neue Flugblatt für Juli 2022 präsentieren zu dürfen. Diesmal wird es ein wenig philosophisch. Das liegt an einem Essayband von Hannah Ahrendt. Wir dachten, den sollten wir hier mal darstellen. Deshalb füllt “Wahrheit und Lüge in der Politik” die Rezension. Sodann haben wir noch eine Leseprobe eines neuen Essays, der vermutlich Anfang August erscheinen wird. Sobald der Essay fertig ist, wird er im Downloadbereich auftauchen. Mit großer Beklemmung ist der Text “Der bedrängte Juni” entstanden, weil die Zusammenstellung sich anfühlte wie eine Krieesberichtserstattung. Furchtbar. Aber ich habe noch an einer Erzählung geschrieben, welche den Titel trägt: “Das Friedensfrühstück”. Ich hoffe ich werde damit bis August oder wenigstens September fertig sein.
Was den Arbeitsmarkt angeht, so ist er enttäuschend. Wenigstens macht das Schreiben großen Spaß. Was gibt es sonst noch? Ach so , insgesamt sind noch in diesem Jahr drei Neuerscheinungen geplant, sich in aller Beharrlichkeit ihrem feierlichen Abschluss zugewandt haben: Kein Staat darf Menschen als unnütz betrachten, Das Friedensfrühstück und Seidenhemden über Wohlstandsbäuchen. An dem Seidenhemden-Thema hänge ich schon beträchtlich viele Jahre. Nu aber musses. Für die vierte Neuerscheinung brauche ich noch etwas Zeit. Sie wird aber heißen “Vorhang auf im Meinungstheater”. So, das heißt als, es gibt viel zu tun. Und viel ist besser als wenig. Wobei: Das Zutreffen dieser Aussage hängt immer davon ab, wovon die Rede ist. Aber in der Mitte von Viel und Wenig liegt Ausreichend. Und auf Ausreichend könnte man sich doch in jeglicher Hinsicht einigen, oder? Die Erde hat ja eigentlich auch Platz für alle und die Bedürfnisse Aller – nur stört die Gier Einzelner dieses Gleichgewicht. Als dann: Menschlichkeit, Herzlichkeit, Friedlichkeit für Sie, für uns, für Alle.

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FEUILLETON-REZENSION: Wahrheit und Lüge in der Politik

FEUILLETON-REZENSION

Buchtitel: Wahrheit und Lüge in der Politik
Autor: Hannah Arendt
Verlag: Piper
Name des Rezensenten: Hannes Nagel

„Umdeutung ist möglich. Ungeschehen machen nicht“

Diesmal stellen wir Ihnen ein Buch mit zwei Essays aus den Jahren 1967 und 1971 vor. Manchmal muss man die Vergangenheit bemühen, wenn die Wahrnehmung der Gegenwart ohne sie wie ein Blick durch eine Milchglassscheibe ist. Man erkennt nichts, und selbst Schatten, die sich bewegen, haben keine Konturen.Im Verlauf des Viel-Lesens in den Jahren von 2010 bis 2020 trat hin und wieder, aber zunehmend häufiger, ein sehr befremdlicher Eindruck auf. Es schien, als würden Erkenntnisse und Fakten aus der Vergangenheit teils nicht mehr erwähnt oder im Falle von Büchern und Filmen nachträglich heraus geschnitten. Ein Bekannter aus dem Osten Deutschlands sagte in der Wendezeit, er würde jetzt erstmal eine Zeit lang in den Westen gehen, „um seine Biographie zu bereinigen“. Aber er vergaß: Man bleibt doch immer, was man ist. 1 So hat er sich verbogen und verdreht, ist aber im Kern der Gleiche geblieben, der er von seinen Anlagen her war. Und das besagt: Charaktere können sich entwickeln, aber der Grundtakt, den jeder einzelne Mensch hat, zieht sich durch alle Variationen bis hin zur meisterhaften Verfremdung. Und so kann man zwar versuchen, Geschichte umzudeuten, aber Tatsachen kann man nicht ungeschehen machen. Darum betrifft die Rezension des Monats Juli die Broschüre „Wahrheit und Lüge in der Politik“.

Der erste Teil der Broschüre heißt „Die Lüge in der Politik“. Im Text begegnet einem ein unbekannter lateinischer Ausdruck. Wer hat je von „Arcana imperii“ gehört und weiß, dass es „Staatsgeheimnisse“ bedeuten soll? Und durch welch einen großen Gedankenbogen kommt man von „Staatsgeheimnis“ zu der Aussage: „Wahrhaftigkeit zählte niemals zu den politischen Tugenden“? An diese These schließt sich im Text von Hannah Ahrendt eine spannende Herleitung an. Es steht den Menschen frei, die Welt zu verändern. Also nicht allen, aber denen, die Zugang zu den dazu benötigten Mitteln haben. Aber: Der Prozess des Änderns ist eine Handlung. Und das Handeln, resümmierte Hannah Ahrendt, ist „genuin politisch“. Also: Wenn ich etwas verändere, handele ich politisch. Wenn ich in der Gastronomie arbeite und und schiebe etwas vom Abwasch zum Kollegen rüber, so dass der mehr zu tun hat, handele ich „personalpolitisch“, indem ich Menschen für Aufgaben einsetze, die sie ohne mich nicht hätten. Kann man das so vereinfacht sehen? Vielleicht.

Ab hier taucht immer wieder der Ausdruck „Tatsachenwahrheit“ auf. Tatsachen brauchen Zeugen, um festgestellt zu werden, schrieb die Autorin. Aber das, was die Zeugen sehen, ist nicht notwendig das Wesen der Dinge. Es mischen sich immer wieder Interpretationen hinein. Deswegen schrieb Hannah Ahrendt: „Tatsachenwahrheiten sind nicht notwendigerweise wahr“. Sie sind aber auch nicht notwendigerweise gelogen. Denn die Lüge ist im Vergleich zur nicht-wahren Tatsache eine bewusste kommunikative Fehlinformation zum Zwecke des Handelns – und also politisch.

Dann müßte es als Gegenpol zur Lüge als Wesen politischer Äußerungen auch Überlegeungen geben, was unter politischer Wahrheit zu verstehen ist, insofern es eine solche gibt. Oder aber der Gegensatz zur Lüge ist die die Vielfalt der politischen Tatsachen-Wahrheiten, womit bewiesen wäre: Wahrheit geht nur durch Meinungsvielfalt.

Der zweite Teil heißt „Wahrheit und Politik“. Der Essay beginnt mit umfassend verbreiteten Ansicht: „Niemand hat je bezweifelt, dass es um die Wahrheit in der Politik schlecht bestellt ist“. Die Erörterung des Allgemeinsatzes wird mit zunehmender Differenzierung zunehmend spannender, weil sie sich zeitlos und prophetisch auf die Gegenwart anwenden läßt. Bisweilen tauchte beim Lesen der Eindruck auf, dass Tatsachen unvollständig sind, Wahrheiten veränderlich und Meinungen Mißbrauch der Meinungsfreiheit zum Zwecke der Lüge sind. Die Benutzungdes Wortes Anticorona-Maßnahme ist entweder Maßnahme des Staates , um die Plage einer Pandemie medizinisch zu beseitigen, oder Protest von Gegnern staatlicher Maßnahmen gegen die Staatsmaßnahmen. Was ist wahr, was ist Lüge, was ist Meinung? Wahrscheinlich geht alles ineinander über. Nur eins scheint sicher: Die Lüge ist am ehrlichsten erkennbar. Denn sie muss notwendiger weise im Widerspruch zu den bekannten Stufen des Wissens stehen. Hierfür bemüht Hannah Ahrendt leider nur das wiederkehrende Beispiel der Geschichtsfälschung. Wenn jemand aus Fotografien heraus retuschiert wird oder Lexikoneinträge geändert oder Sprache nachträglich korrigiert wird, dann müsste konsequenter weise auch jede Erinnerung an Personen ausgelöscht werden. Aber schon in Krimis wird klar: Wer einen Zeugen beseitigt, hinterlässt Zeugen der Zeugenbeseitigung. Die Spuren werden durch jeden Vertuschungsversuch breiter.

Nur ein einziges mal taucht der Gedanke der Freiheit in den beiden Essays auf. Und diese Freiheit ist immer nur gegeben, wenn es eine Vielfalt von Meinungen gibt und eine als wahr geltende politische Aussage nicht durch Machterhalt motiviert ist.

Ein wunderbrares Buch. Die Kontinuität zwischen Autreon der Vergangenheit und Lesern der Gegenwart sollte gepflegt werden. Das wäre der Gesiut der Zeit, welcher die Zeit wieder geistvoll macht.


1  Im ersten Teil von Goethes Faust spricht Mephisto zu dem Sinn suchenden Gelehrten: „Setz Dir Perücken mit Millionen Locken. Stell Deinen Fuß auf ellenhohe Socken – Du bleibst doch immer, was Du bist.“ Man kann eben nicht vor sich selbst weglaufen. Der Teufel kann sich selbst ja auch nicht selbst verschlingen.

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