FEUILLETON-REZENSION: Der Untergang von Amerikas globalem Einfluss”

„Der Untergang von Amerikas globalem Einfluss“

Nirgends wird der Begriff „Amerikanisches Zeitalter“ benutzt. Statt dessen beschreiben die Autoren der amerikanischen Denkfabrik RAND-Corporation die Rolle Amerikas in der Weltpolitik nach dem Sieg der Alliierten über Deutschland im Mai 1945 als „Bereitschaft, die Lasten der Weltführung zu schultern“.

Der selbstlose Lastenträger des Weltgeschehens ist aber nicht der Kuli, den man aus Romanen von B.Traven kennt oder aus der Realität afrikanischer Hafenarbeiter, die ihre eigenen Lebensmittel und Rohstoffe in die Laderäume von Kolonialschiffen luden, nur damit sich in der westlicchen Welt auch weiterhin Seidenhemden über Wohlstandsbäuchen spannen konnten. Der selbstlose Lastenträger ist seit 1945 der Weltpolizist. Der Weltpolizist scheint nach dem ende des Kalten Krieges und der Umwandlungsprozesse m ehemlaigen Ostblock ein wenig müde geworden zu sein. Oder gleichgültig-mechanisch.Oder nicht ganz bei der Sache. Jedenfalls fehlen dem Polizeiapparat Mittel, Fähigkeiten und Führungspersonen aus Politik und Zeitgeschehen. deren Charisma die Aufgabenverteilung zur Reparatur globaler Schäden an der Natur, der Wirtschaft und der sozialen Grundzustände in allen Ländern, und zwar vom immer noch reichen Westen bis zum bitterarmen Süden.

„Influencer“ im modernen Politik-Sprachgebrauch

Amerika hat auf dem Gebiet des Marketing mehr Leistungen vollbracht als auf dem Gebiet der Kultur an sich. Es gibt gute Literatur, anspruchsvolle Filme, aber auch Serien, Unterhaltungsformate und den Trend zu „Social Media“. Dort wird zu Einerlei gekocht, was besser nicht auf die Teller der Welt gehört. Das soll aber niemand merken. Methoden des Marketing, die früher ziemlich freimütig als „Beeinflussung“, „Absatzsteigerung“, sogar „Manipulation“ genannt wurden, werden jetzt von sogenannten Influencern („Einflussnehmern“) angewendet. Auf einmal nutzt nahezu jeder die nahezu unüberprüfbaren Möglkichkeiten der Informationsverbreitung der sozialen Medien, die von früheren seriösen Zeitungen in ihren Onlineausgaben in die qualitätsjournalistische Berichterstattung eingearbeitet werden. („Lesen Sie, was eine junge Mutter ehrlich ber hello fresh sagte“). Nein, lassen Sie es lieber. Oder machen Sie, wie Sie es wollen, aber denken Sie an den Grundsatz „Audiatur et altera pars“. Auf Deutsch: „Höre auch auf die andere Seite“. Der Grundsatz ist spätestens seit 1995 schrittweise verschütt gegangen. In den Sozialen Medien heißt es: Jeder soll alles sagen dürfen aber keiner soll merken, wessen Meinung in der Reichweite nach vorn gesteuert wird. „Lassen wir dem Gaul die Zügel locker, aber geben wir die Zügel niemals aus der Hand“, beschreibt die Branche ihr Vorgehen in einem Lehrbuch. Zwischen globaler Ordnungsmacht und Influencermacht bestehen Ähnlichkeiten. Influencer sind bequem, solange sie eine gut fütternde Hand sind. Hindern Influencer aber die Saubere Energie daran, die Abhängigkeit der Verbrennungsmotoren vom Erdöl zu beenden, so stehen sie mit der Macht ihres Einflusses dem Fortschritt im Wege. Dann steht die Reiterschaft vor dem Dilemma, die Zügel wieder zu straffen und gerade dadurch die Aufmerksamkeit auf den versuch zu lenken, dass der Weltkavallerie-Polizist die Freiheiten bedrängt, beengt, versenkt. Mit anderen Worten: Die Zügel haben ausgespielt, hat man die Freiheit erst gefühlt.

Und darum verrringert sich der globale Einfluss der USA

Wenn die amerikanische Politik nun aber merkt, dass ihr Einfluss geringer wird, dann wird sie fünsch. Wenn ein fremdes Segelschulschiff auf den Meeren der Welt einem amerikanischen Kriegsschiff begegenet, erwartet der Ami Salut und Ehrenbezeigung. Hängen statt desssen fröhliche Gesäße über der Reling, fühlt sich die Admiralität in ihrer maritimen Würde verunglimpft. Dabei geht es nur darum, die Rolle als Weltmade der amerikanischen Produktion abzuschütteln und zu Nachhaltigkeit und Bewahrung von Schöpfung und Frieden voran zu schreiten. Voran schreiten bedeutet Fortschritt.

Die RAND-Sudie zählt anhand von Tabellen zwischen den Seiten 7 und 13 vor,dass immer mehr Handlungen des Weltpolizisten zur Bewahrung des Fürungsanspruches der Amerikanermisslungen sind. Ein Plus markiert einen Erfolg. ein Plus, gefolgt von einem Minus heißt: es fing ganz gut an, ließ dann aber stark nach. Umgekehrt bedeutet ein Minus gefolgt von einem Plus, das aus einem Fiasko doch noch ein Erfolg im Sinne der selbstgestellten Vorgaben entstand.

Die RAND-Forscher zählten Plus, Minus und Fragezeichen und kamen zu dem Ergebnis, dass die Plusse weniger wurden. Sie folgerten für den erhalt der amerikanischen globalen Hegemonie:

„Die amerikanische Führung kann nur erhalten werden, wenn die amerikanischen Führer eine breite unt ausreichend tiefe öffentliche Unterstützung zu Hause haben.“

Wie aber werden sie das anstellen? der kritische Blick sollte nicht einschlafen.

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