„Publizistik und Quarantäne“
Quelle: Wahrnehmungen aus dem Alltag
Überall wird man aufgerufen, „Corona-Tagebücher“ zu schreiben. Das ist im Prinzip gut. Denn alle Zeugenaussagen, die dokumentiert werden, sind für Historiker das chronologische Ausgangsmaterial ihrer Forschungen. Im Moment ist nur nicht klar, ob die Seuche das historische Ereignis ist oder die Werkzeugkiste, die das Repertoire der Mittel und Methoden enthält, mit denen auf diese Seuche reagiert wird.
Nur fängt es schon beim fotografieren an. Hältste Dich an Geprflogenheiten, kannste gegen den Willen des Hausherrn keine leeren Regale in der Kaufhalle fotografieren oder Schilder, auf denen Kunden der derzeitige Umgangston mit ihnen kommuniziert wird. („Abstand halten – Nur zwei gleichzeitig“). Beim Bäcker sollte man neulich noch zwei Meter Abstand vom Tresen halten, bis sie merkten, dass dann kein Brötchen mehr über die Theke geht. Jetzt wird man wieder an die Theke gebeten.