TAGESBEMERKUNGEN 28.11.2019 „Wenn ahnungslose Kinder Bücher schreiben”

„Wenn ahnungslose Kinder Bücher schreiben“

Seit geraumer Zeit hat eine in Ostberlin, in der parallel zur ihrerzeitig bekannten und geheimnisumschwängerten Prenzlauer Allee verlaufenden Senefelderstraße, postalisch lolkalisierbare Gruppierung namens „Generationenprojekt“ die Schlägel der Werbetrommel nicht aus der Hand glegt. Sie will mit dem Geräusch erreichen, dass wohlwollend über ihr Buch berichtet wird, welches am 18. November erschienen sein soll. Das wünschen sich alle Autoren, aber nicht jeder hat es verdient. Das Autorenkollektiv von Generationenprojekt hat kein Rezensionsexemplar verschickt, sondern auf Amazonbewertungen verwiesen. Soweit ist es also gekommen, wenn man Social Media mit seriösem Journalismus und ehrlicher Schriftstellerei verwechselt.

Die ganz wichtigem Mailanküdigungen des Buches der Gruppe „Generationenprojekt” begann Ende September/Anfang Oktober. Üblicherweise lesen Rezensenten die Ankündigung einer neeuen Bucherscheinung durch und entscheiden aus dem Vergleich mit ihrem sonstigen Wissen zum Thema, ob sie das Lektürewagnis eingehen sollen. Beosndere Nachsicht muss dabei jungen Nachwuchstalenten gelten, die sich bereits kurz vor dem Nobelpreis oder dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wähnen. Als per Mail der Dritte Analauf keine Aussicht auf ein Rezensionsexemplar kam, erfolgte der in solchen oder ähnlichen Fällen übliche Versuch des telefonischen Nachhaken. Zwei Monate nach der telefonischen Zusicherung kam wieder eine Mail. Wie immer adressiert an „Lieber Freund“. Die Mail besagte, inzwischen sei das Buch auf der Spiegelliste als Bestseller gelandet. „Und wann bekomme ich das Rezensionsexemplar?“, fragte der Rezensent, denn er ist ein sehr höflicher Mensch. Die antwort erstaunt dann auch verschiedene andere erfahrene Feuilletonisten: „Sie kriegen nach diesem Mail [Fehler im Original] gar kein Exemplar. Meine Tochter hat auch keins bekommen.“ (Sinngemäß)

Wenn DAS eine Nebenwirkung von Social Media ist, dann schwant Unheil über en Möglichkeiten der Zukunft.

O Tempora O Mores

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