FEUILLETON-KULTURBETRIEBLICHES

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„Der Textmaschinenkrieg“

Wer von den großen Technikfirmen der Computerbranche an Spracherkennungssoftware, Künstlicher Intelligenz und Texten, die von Überschrift bis Fussnote ohne menschlichen Autor auskommen, forscht, hat bestimmt noch niemand aufgelistet. In Workshops, Weiterbildungen, Lehrgängen und Gesprächen mit Journalistenkollegen inklusive der Spezialrichtung Public Relation, Marketing und Webseitenoptimierung (Onlinejournalismus) wird aber vielfach die Ansicht vertreten, dass das Brqanchenklima rauh und brutal, der Markt hart umkämpft und das Ziel der Entwicklung Herstellung lukrativer Medieninhlate auch ohne Menschen ist. Mag sein, dass dieser wandel im Journalismus nur ein Wandel der Arbeitswelt durch den Wandel der Produktionskultur ist. Die Erfindung des Buchdrucks bis hin zu den

Massenmedien war auch so eine alles mitreißende kulturelle Umwälzung. Als dann das Lesen eine Massenfähigkeit wurde und kein Bildungsprivileg mehr war, begann der Trend, den Lesefähigen nur noch ungefährliche Texte zum Lesen zu geben. Der Trend hält sich immer noch. Er treibt neue und größere Blüten in der modernen Medienwelt. Gefährlich ist an den Texten nichts mehr. Die meisten gefährden nicht einmal mehr die Dummheit, weil Aufklärung, Bildung und Humanismus spätestens seit der Spassgesellschaft der 80er und 90er Jahre des 20. Jahrhunderts aus dem nach geistiger Bildung und moralischer Reife strebenden Bürgern neoliberale Egoisten gemacht hat. Darum ist aus Suchmaschinen kein bibliothekarischer Indexapparat geworden, mit dem die Bücher eines Themas rasch zusammengestellt und gründlich durchgearbeitet werden können, sondern ein Schubfach, in den alles hinein gefegt wird, was auf der Schreibtischplatte abgelegt wird. Was gefunden werden soll, ist das, was Suchmaschinenoptimierer für ihre Kunden als Auffindungswert betrachten, und darum findet man manchmal absurde Kaufangebote bei Amazon. Zum Beispiel ist Weltfrieden käuflich und in zwei Tagen lieferbar. Da kann die NATO einpacken.

Es herrscht ein Krieg auf der Leiter des Sumaschinenrankings, bei dem jeder den vor ihm runterschubsen will um selbst oben zu stehen. Ein Artikel auf SZ Online befasste sich mit den möglichen Auswirkungen der Suchmaschinenoptimierung in Verbindung mit künstlicher Intelligenz. Die Gefahr bestehe darin, dass man nicht mehr erkennen kann, was der gefundene Artikel mit der Suche zu tun hat. Ist er relevant oder den Lesern untergejubelt? Was fehlt? Wer sein Wissen auf Wikipedia beschränkt, zum Beispiel, wird bald ziemlich verloren dastehen, wenn das Lexikon schweigt wie eine Behörde, die keine Information ins Freie lassen will.

(siehe auch „Spam auf Steroiden“, Süddeutsche Zeitung., Datum unbekannt)

Falls die entwicklung gefährlich ist, so wird sie erst dann gefährlich, wenn die Entwickluung vom Profit aus Sumaschinenoptimierung zur politischen Waffe um Wahrheit, Geschichte, Schuld und Manipulation wird.

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