FEUILLETON-ZEITGEIST: “Die neue Kollektivierung der Volkswirtschaft”

„Die neue Kollektivierung der Volkswirtschaft“

Noch ist gar kein Sommer, aber der Mai ist gekommen. Anfang Mai hatte ein Jungsozialist der Sozialdemokraten mit beachtlichem Echo seine Stimme für Verstaatlichungen in der Wirtschaft erschallen lassen.

Kevin Kühnert von den Jungsozialisten heißt der junge Mann, der laut über eine Kollektivierung von riesigen Unternehmen nachdachte, so dass bereits reflexartig die Formulierung „VEB Fahrzeugkombinat BMW“ auftauchte. Aber auch Kühnert hatte die Idee nur aufgegriffen, die zuvor geäußert worden war, um das Problem bezahlbarer Wohnungen als soziale Frage in kurzer Zeit zu lösen – am Besten, noch in den kommenden zwei Legislaturperioden. „Jeder sollte nur soviel Wohnraum besitzen, wie er selbst bewohnt“, zitiert Deutschland liberalste Zeitung mit strammster ideologischer Ausrichtung Kevin Kühnert. Andere Medien zitierten ihn mit den Worten: „Der Kapitalismus ist in zuviele Lebensbereiche vorgedrungen“. Damit bestätigt der junge Sozialist eine n alten politischen Witz der DDR: Sozialismus – das ist Nacheiferung des Kapitalismus, bloß mit Urlaubsnischen, in die man sich zurückziehen kann. Denn zu Hause ging Privat über Katastrophe.

Insofern ist die Gleichsetzung von Kollektivierung mit Sozialismus nicht zu Ende überlegt. Noch ein alter Witz aus der DDR: Der Unterschied zwischen Sozialismus und Kapitalismus besteht darin, dass der Sozialismus eine Gesellschaftsordnung ist, der die wirtschaftliche Kompetenz fehlt, und der Kapitalismus ist eine Wirtschaftsordnung, der die gesellschaftliche Kompetenz fehlt. Warum aber nehmen selbst gestandene Kenner unterschiedlicher Gesellschaftsformen und verschiedener Gechichtsereignisse einen jungen Knaben wichtig, der vom Sozialismus nur die Schreibweise des Wortes im Lehrbuch kennt und die angelesenen Auslegungen noch dazu? Es ist, als sei unreifes, aber passendes Geschwätz der Reichweitenstreuung der Sozialen Medien zum Fraß vorgeworfen worden

Das einzige, was richtig ist an den Kühnertschen Thesen und den vorschnellen Interpreationen ausgewählter teile der Öffentlichkeit ist das Tabu der Privatisierung von notwendigem gesellschaftlichen Gemeinbesitz: Wasser, Luft, Pflanzen, Tiere – kurz: Schöpfung. Aber das hat mit Sozialismus nichts zu tun.

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