ZUEIGNUNG: Meinungsvielfalt und die Denunzianten des Teufels

 Zueignung

===========

Meinungsvielfalt und die Denunzianten des Teufels

„Der größte Schuft im ganzen Land: das ist und bleibt der Denunziant“, hörte man oft in der Zeit des Petzens von Personen und Handlungen an dafür vorgesehene Dienststellen der DDR. Die Petzannahmestellen leiteten die Vorgänge an die „Zuständigen Organe“ weiter, welche sich dann mit dem Wunsch nach „Klärung eines Sachverhaltes“ an die Verpetzten wandten. Schon nach kurzer Zeit wusste jeder, wie groß der Unterschied zwischen Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt war. Man war frei genug, zum Ersten Mai die vom Zentralkomitee der SED genehmigten Losungen auf Plakate zu pinseln und zu zeigen. Auf eigenständige Formulierungen fand die Freiheit keine Anwendung. Wenn man aber einer wusste, das jemand vom VEB Berliner Bremsenwerk an der Losung Schrieb: „Wir bauen Bremsen für den Sozialismus“, dann war das im Sinn der herrschenden Meinungsfreiheit nicht zum Äußern frei gegeben und im Sinne der Meinungsvielfalt eine im Volk willkommene Abwechslung. Zumal der Humor nicht zu kurz kam, wie in dem Witz mit dem Wirtschaftsminister, der einen Rinderzuchtbetrieb besucht. Er wird in einer Gruppe von fünf bis sieben Rindern fotografiert. Bildunterschrift im Neuen Deutschaland: „Günter Mittag, Dritte von links…“. In guten politischen Witzen tritt die Meinungsvielfalt am deutlichsten hervor. Die logische Voraussetzung der Meinungsvielfalt ist die Äußerungsfreiheit und die Nutzung der Äußerungsfreiheit. Wer etwas sagen darf aber nicht tut, trägt nicht zur Vielfalt der geäußerten Meinungen bei. Wer über das Ziel hinausschießt und mit missionarischer Leidenschaft meinungsändernde Überzeugungsarbeit leistet, verringert mit jedem Überzeugungserfolg die Ansichtsvielfalt einer am Ende doch funktionierenden Gesellschaft. Wer wie die AfD zur Meldung abweichender Meinungen aufruft, will die Abweichungen nicht kennen, um sein Ansehen in der Gesellschaft zu erkennen Die Alternative zu Rechtsstaat und Demokratie, die Schüler auffordert, im Internet anzugeben, welcher Lehrer in welcher Form die faschistische Gefahr der Gauland-Höcke-Petry-Nazis im Unterricht oder im Pausengespräch bewertet, will keine gebildeten Menschen mit bürgerlicher Gesellschaftsverantwortung, sondern Denunzianten, die mangels Wissen nicht merken, dass sie Mitläufermasse eines Großangriffs auf Freiheit und Menschlichkeit werden sollen.

Dieser Beitrag wurde unter Redaktionsmitteilungen abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.