FEUILLETON-ZEITGEIST: Das Rechts-Hilfeabkommen

ZEITGEIST

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Das Rechts-Hilfeabkommen

Bayern hat eine Partei mit dem Namen CSU. Die CSU ist eine Grenzpartei. Sie will sie schützen, und sie bewegt sich an ihr entlang.In Bayern stehen Wahlen an. Viel wird dann gerede. Gegen Ende Juli zum Beispiel hatte sie ein Basisgrummeln und verlangte inhaltliche Trennlinien zur Alternative für Rechststaat und Demokratie. Diese Alternative, so Ilsie Aigner von der CSU, wäre weder christlich noch sozial, und sie sei menschenverachtend. Daher sei die inhaltliche Grenzziehung unausweichlich. Dennoch wirkt die CSU in ihrem Auftreten, in Horst Seehofers Antimigrationsgebahren und in der Berichtserstattung darüber ziemlich populistisch. Populistisch ist eine Partei, wenn sie sich an das Volk heranwanzt und seine Unmutsäußerungen wie ein Funkwellenverstärker aufgreift. So etwas Ähnliches will auch der amerikanische Ideologe Steve Bannon erreichen. Er will die populistischen Parteistämme Europas einen, um dann dem Kontinent seinen Stempel aufzudrücken. Frei nach dem schon seit Jahren in der amerikanischen Offiziersausbildung gelehrten Konzept des Regimewechsels will Bannon den europäischen populistischen Parteien und Bewgegungen Rechts-Hilfe anbieten. In den alten Zeiten des Kalten Krieges hätte man das auf der zu schädigenden Seite „subversive Agententätigkeit“ genannt. Der Ideologe will eine Stiftung mit dem derzeit gehandelten Namen „Die Bewegung“ gründen und dann alle Populisten systematisch mit Information, Daten, Geld, Logistik und Öffentlichkeitarbeit unterstützen. Die FAZ nannte ihn deshalb in einem Online-Artikel „einen Schurken für Europa“. Der Schurke für Europa will mit seiner Rechts-Hilfe den rechten Parteien Europas bei der Europawahl 2019 Schützenhilfe leisten. Die Wahl ist für die Zeit vom 23. bis 26. Mai 2019 geplant. Bannon will, so kann man den FAZ-Beitrag verstehen, als Strippenzieher der Europäischen Rechtspopulisten den Wahlkampf zu einem Regimewechsel in Deutschland benutzen, weil Angela Merkel Deutschland und den Westen durch die Erdgasleitung Nordstream 2 direkt an NATO-Lieblingsfeind Russland ausliefert. Nordstream wurde noch unter dem formal der Sozialdemokratie angehörenden Altkanzler Gerhard Schröder von der Utopie zum ehernen Faktum geschweißt. Für Kanzlerin Merkel muss sich, wenn sie eine verläßliche politische Größe sein will, daraus ergeben, dass sie die Verträge aus der Zeit ihres Vorgängers einhält.

An dem Vorhaben des amerikanischen Ideologen ist unter sportlichen Aspekten nur interessant, wie er in nicht einmal einem Jahr zirka 15 braune Strippen zwischen zehn Finger und zwei Hände nehmen will, um dann aus diesen 15 Fäden die Fahne seines Herrschaftsanspruches zu weben. 15 Fäden, die 15 Bewegungsrichtungen symbolisieren. Die Wahren Finnen gehören dazu und die Schwedendemokraten, die Alternative zu Rechststaat und Demokratie aus Deutschland und die Partei Recht und Gerechtigkeit aus Polen. Im Schlepptau hecheln die Estnischen Konservativen und die Bewegung Alles für Lettland, aus Tschechien kommt die Mörgendämmerung, aus Griechenland die Goldene Morgenröte. Die slowakische Nationalpartei hat auch „hier“ gerufen, von Ungarn kommt die Partei FIDESZ und aus Bulgarien die Internationale Mazedonische Revolutionäre Organisation (IMRO). 15 uneinige Puppen, ein großspuriger Puppenspieler und zehn Monate Zeit. Ambitioniert ist er schon, der Steve Bannon. Steve Bannon soll übrigens bekannt sein für den Ausspruch: „Lieber in der Hölle regieren als im Himmel zu dienen“. Was wird aus dem Mann, wenn wir auf Erden ein Paradies des täglich neu errungenen Friedens errichten und dafür sorgen, dass es keine Hölle mehr gibt, in der Sklaverei, Krieg, Ausbeutung, Flucht, Vertreibung, Umweltzerstörung?

 

Hierzu erschienene Artikel:

„Ein Schurke für Europa“, FAZ 23.Juli 2018

„Rechtsrevoluzzer Bannon will in Europa als Chefstratege Fuss fassen“, TELEPOLIS 23. Juli 2018

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