Von Sparkursen und offenen Rechnungen

Dienstag, 06.Juli 2010

Hannes Nagel

Von Sparkursen und offenen Rechnungen

Vor das Apropos ist das Zitat zu setzen: „Rüttgers hatte diese Zerstrittenheit als Vorsitzender überwunden. Natürlich nicht immer mit dem Einverständnis aller Beteiligten. Rechnungen, die dabei offen geblieben sind, sollten jetzt offenbar beglichen werden“. So analysierte ein Politikwissenschaftler im Focus (www.focus.de) den Rückzug von Jürgen Rüttgers aus der Politik. Offene Rechnungen spielten Analysten zufolge auch bei der Wahl von Christian Wulff zum Bundespräsidenten eine Rolle. Als er erst beim dritten Versuch in dass für ihn demokratisch vorbestimmte Amt gehauen werden konnte wie ein Gang ins Getriebe ohne Kupplung, fand man die Ursache im Abstimmungsverhalten von Leuten mit offenen Rechnungen, die Frau Merkel zeigen wollten, dass der längste Schalthebel nichts taugt, wenn unten im Getriebe der Macht die Kupplung nicht mitspielt. Die Legende der gewissenlosen Rechnungsbegleicher war geboren. Aber immerhin: Die faire Demokratie blieb im Felde unbesiegt.

Vielleicht entsteht aus dem Begriff eine neue politische Mode. Wenn also auch in Zukunft mal wieder etwas nicht klappt, dann wollte wohl jemand eine Rechnung begleichen. Das gute an beglichenen Rechnungen ist, dass die Zinsgeschwüre bewirkende Last von den Schultern des Zahlers verschwindet. Das ist beim Rechnungen begleichen der Fall. Aber das ist nicht beim Sparen der Fall. Sparen will die Regierung, aber sie will keine offenen Rechnugen begleichen. Wahrscheinlich kennt sie keine Zinsgeschwüre, weil sie die Last auf andere Schultern verteilt . Sie kann also ohne Sorgen von einem Sparkurs faseln, den sie einschlagen will. Sie sollte ihn nicht einschlagen. Die Regierung sollte vielmehr einen Sparkurs belegen.

Dieser Beitrag wurde unter Baron von Feder veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.