FEUILLETON-REZENSION: und am Dornbusch fällt ein Schuß

Rezension „und am Dornbusch fällt ein Schuß“

„Es könnte schön sein in Zingst und Barth“

 Der Schuss, der den Klimaforscher Volker Flosbach auf der Insel Hiddensee tötete, hätte auch in Zingst abgegeben worden sein können. Sowohl die Sandbank als auch die Insel sind den Kräften des Windes und des Meeres völlig ausgeliefert, und wenn man das Zusammenwirken wenn Mensch und Natur verantwortungsvoll gestaltet, kann man den Siedlungen der Sandbank und der Insel einen langlebigen Hochwasserschutz gewähren. Aber der Klimaforscher war damit aufgefallen, dass er den Ortschaften Zingst und Barth ein baldiges Schicksal wie das Los der legendären Stadt Vineta prophezeite. Wenn man Bauboom von Zingst, Vinetas für den Untergang maßgebliche Geschäftsgebahren und die Wahrscheinlichkeit der prognostizierten strafenden Folge des Versinkens im Meer Anfang der 90er Jahr in Zingst öffentlich erwähnte, konnte man sicher sein, bald einer großen Anzahl von Unternehmern auf die Zehen getreten zu haben. Darum zog sich der Klimaforscher des Krimis zuerst den Groll von Vielen und dann die Mordtat von Einem zu. Im Krimi wird der Bauboom als „Kulturretorte“ bezeichnet; vorsichtshalber von einem Akteur der Handlung und nicht von dem Autor. Den Fall soll eine Kommissarin aus Barth übernehmen, die sich sonst nur um Vermisste und aufgebrochene Autos kümmert. Sie jubelt, weil sie endlich weg aus Barth kommt, Zingst kommt im Weiteren auch nicht gut weg. Weiterhin ermittelt ein Privatdetektiv, der die ganze Zeit überlegt, ob er für sich und seine Freundin ein Haus in Zingst kaufen soll. Die negative Wertung ändert sich erst indirekt zum Ende der Handlung, als die, Komissarin in Schmach und Schande nach Barth zurück versetzt wird und eine gemessen an dem vom Autor verbreiteten Ruf der Stadt erstaunliche Kollegialität erlebt. Der Privatdetektiv kauft dann doch das Haus, denn schließlich: Was kann denn das Land dafür, was für komische Leute dort leben? Die Kommissarin wird, weil sie in Barth weder fachlich und im Dienstrang etwas werden kann, zur Weiterbildung ans BKA kommandiert. Ansonsten ist Burkhard Wetekamps zweiter Ostseekrimi lesbarer und solide gearbeiteter Krimi mit einer dezenten Beimischung von Humor. Manchmal aber weckt er den Eindruck, als wüsste der Autor viel mehr über die reale Seite der Immobilienkriminalität denn über die fiktionale Seite der Immobilienkriminalität zwischen Sandbank und Ostseeinsel. Es könnte schön sein in Zingst und Barth.

(Burkhard Wetekamp, „und am Dornbusch fällt ein Schuss“, Hinstorff-Verlag, Rostock 2018)

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