ZUEIGNUNG: Ich denk an weiße Rosen

 „Ich denk an weiße Rosen“

Im Februar 1943 knipste ein Fallbeil der deutschen Henkerjustiz das Leben der Flugblattgruppe „Die weiße Rose“ aus. Sie sollen noch miteinander gescherzt haben. „Töten dauert nicht lange, und nachher sind wir beim Herrn und können uns ungestört weiter unterhalten“. Vielleicht haben sie es anders gesagt, vielleicht auch mit klagendem Sarkasmus, vielleicht auch gar nicht, aber die Vorstellung, ein solcher Satz sei in Hörweite der Henker gefallen, lässt den geplanten Triumph der Mörder unmittelbar vor seinem Entstehen ins Leere laufen. Die Opfer hingegen triumphieren über die Täter noch in der Erinnerung der Nachwelt.

Aber man möchte sich nicht erinnern müssen. Denn man fürchtet, Erinnerung bedeute Wiederkehr. Das ist möglich. Es kann sein, dass Faschismus wiederkehrt, wenn man sich, und zwar verharmlosend, an ihn erinnert. Oder wenn man, wie Amerika, aus den Trümmern des faschistischen deutschen Staates Brauchbares auch für einen Staat mit dem politischen Selbstverständnis von Freiheit und Demokratie heraus klaubt. Es gab Stimmen, die Amerika unter George W. Bush und seinen Komplizen Condoleeza, Rice. Richard Cheney und Donald Rumsfeld die „am weitesten faschisierte Demokratie“ nannten, wobei sie auch Bezug nahmen auf staatsrechtliche politische und ideengeschichtliche Theorien, wonach es durchaus üblich, möglich und wahrscheinlich ist, dass Staatsformen ineinander übergehen können. Demokratie ist wunderbar, aber sie erfordert auch mehr Verantwortung zu ihrem Erhalt als jede andere Staatsform.

Die Wiederkehr durch Erinnern ist möglich. Die Wiederkehr durch Vergessen ist aber unausweichlich. Denn dann steht man fassungslos vor der Monströsität des Bösen und hofft verstört, es möge vorbei gehen. Es geht aber nicht vorbei, weil es da sein will. Und durch Erinnern werden Vergleiche möglich. Wäre ein Faschismus akzeptabel, der formal rechtsstaatlich auftritt? Mit parlamentarischen Nazis, demokratischen Notverordnungen und freiheitlichen Grundrechteaussetzungen?
In dem Buch „Die weiße Rose“ von Inge Scholl ist von Fehleinschätzungen die Rede. Kein Mitglied der Gruppe rechnete mit einem Todesurteil. Höchstens mit Zuchthaus, und das bisschen Zuchthaus könnte man in den paar Jahren bis Kriegsende schon irgendwie überstehen.
Sie irrten tragisch und starben.

Viele sagten 1932 / 33, die Nazis hätten bald abgewirtschaftet und dann sein wieder Ruhe im Land.
Sie irrten tragisch und starben.

Wie ernst muss am Wahlergebnisse und populistische Tendenzen nehmen, bevor man tragisch irrt und stirbt?

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