ZUEIGNUNG: Bequemlichkeit und Tyrrannei

„Die Bequemlichkeit der Tyrannei“

Wenn ich mich im Internet auf Medienseiten informieren möchte, möchte ich die Freiheit haben, zu entscheiden , was ich lese. Ich möchte nicht, dass mir der Zugang zu einer gewohnten Seite plötzlich durch einen digitalen Mauerbau verwehrt wird. Genau das haben aber die Onlineangebote von Spiegel, FAZ und Süddeutsche getan. Erst haben sie die jenigen Artikel, die wirklich gut waren, kostenpflichtig gemacht und für Nichtzahler gesperrt. Kann man machen, aber mit Vorankündigung und einer einvernehmlichen Regelung. Ich mache ja selbst eine Zeitung un´d weiß daher, dass man gerne Geld damit verdienen möchte, zumindest soviel, um von staatlichen Transferleistungen frei zu sein. Die andere Nacht-und-Nebel-Maßnahme ist die Zugriffsperre für Leser mit einem Werbeblocker. Wer Werbung blockt, muss für die Medien ein ziemlich gefährlicher Staatsfeind sein. Natürlich kann man sich die Trotzreaktion erlauben, auf die Störung einer Artikellösung durch Werbebanner oder ungefragt loskreischende Videos mit einer Blockade der Werbeblockade zu reagieren. Aber es bleibt kindischer Trotz. Daher kommt nun die Frage, wie vernünftig es ist, kindischen Tyrannen ihren Willen zu lassen. So groß muss der Schaden ja nicht sein, wenn er nicht durch künstliche Knebelparagraphen unüberwindbar hoch wird.

Wieviel Nachsicht ist vernünftig, und wann reicht ein Schluss jetzt nicht mehr, um Tyrannen zum Aufhören zu bewegen? Es wird die Unterbrechung der Lektüre durch Werbung hingenommen, weil die Lektüre dadurch billiger werden soll, es wird hingenommen, dass das Bargeld verschwinden soll, als wärs es Schnee im Sommer und das Ende des Geldes ein Naturgesetz. Wenn einer kommt und sagt Sorgt Euch nicht, wir kümmern uns um alles, was die Harmonie stört – will man dann bloss aus Bequemlichkeit noch wissen oder nicht mehr wissen, was die Reinigungsbrigade mit den störenden Menschen im Gesellschaftsbild macht? Können Menschen eine Tyrannei ertragen, wenn sie mit Härte gegen Arbeitslose, Ausländer, Unbekümmerte und Lachende vorgeht? Ist ein Mensch, welcher lacht, schon politisch andersdenkend? Wenn es der eigenen Bequemlichkeit dient: Nimmt man dann auch persönliche Einschränkungen in Kauf? Wachdienste im Wohnviertel? Mit Ausweiskontrolle? Wieviel Bequemlichkeit trägt dazu bei, dass sich eine Tyrannei etablieren kann?

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