FEUILLETON-REZENSION: Rostock, letzte Wahl

Rezension „Rostock letzte Wahl“

„Handball, Gin und Klammeraffen“

 Volker H. Altwassers zweiter Ostseekrimi ist besser als der erste. Denn er ist lesbar.  Er ist aus vielen Sprachwuellen gespeist, aber niemals ein Nachgeplapper von anderen Krimiautoren. Mit Witz ist er dezent gewürzt, so dass keine Stimmungsrichtung die andere überdeckt wie zuviel Salz die Wirkung von Nelke und Muskat am Wildschweingulasch. Vermutlich war der Autor diesmal höher konzentriert bei Planung, Konzept und Niederschrift von „Rostock, letzte Wahl“. Ein paar ganz junge und ganz knapp bekleidete Mädchen – soviele, wie Rostock inklusive Warnemünde Stadtteile hat – wollen darin Miss Rostock werden. Für eine von ihnen endet der Wunsch schon am Anfang des Krimis in den würgenden Pranken eines genretypischen Unholds, die das Wort „Lesevergnügen“ in der Anwendung auf Krimis mit Ermordeten immer so zwiespältig machen. Vergnüglich ist aber der Trick des Autors, die Handlung ein Stück weit in der Zukunft spielen zu lassen. Das wirkt, als seien die Morde noch gar nicht geschehen und könnten noch verhindert werden. Altwasser probiert damit oder verfeinert offenbar eine Erzählmethode, die ein Rückblick aus der Zukunft ist. In solch eine Konstellatation kann man alles hinein packen, was sonst die Floskel „Ähnlichkeiten sind rein zufällig“ erfordern würde. Darum blüht die Korruption, die Russen sind mit dem U-Boot zwischen Rostock und Kiel, weil sie Schweden derzeit meiden, und beinahe vergisst man beim Lesen, dass zwei Menschen aus der Handlung heraus gemordet wurden. Volker Altwasser zeigt mit dem Krimi, dass man nur einen Auslöser braucht und drei Zutaten. In diesem Fall eine Misswahl aus Auslöser und dann Handball, Gin und Klammeraffen.

(Volker H. Altwasser, „Rostock, letzt Wahl“, Hinstorff, Rostock 2017)

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