FEUILLETON-REZENSION: Die verratenen Mütter

Rezension „Die verratenen Mütter“

„Rentenräuber und Generationenopfer“

Die Wirtschaft verringert den Lebensunterhalt der lohnabhängig Beschäftigten. Manchmal verkürzt sie Lebensarbeitszeiten durch Entlassungen oder Betriebsstillegungen. Lohnbezug über einen längeren konstanten Zeitraum hinweg ist nötig, damit ein Mensch außer sich selbst auch seine Familie ernähren kann. Wer aber, und seit Rot Grün Schröder kennt die Politik im Sozialabbau keine Hemmungen mehr, schon in Zeiten noch geltende Arbeitsverträge in die Mühlen der Arbeitsämter zwingt, und ihnen durch sittenwidrig niedrige Stundenlöhne keine individuellen Ansparungen von Geld oder gar Anschaffungen lässt, ist ein Rentenräuber und seine Opfer sind Generationenopfer. Denn die Räuber bestehlen die Arbeitskräfte zu Beginn ihrer Arbeitsbiographie. Wenn die Arbeitskräfte den Diebstahl bemerken, ist es zu spät, um noch etwas zu korrigieren. Sie merken es, wenn statt einer Rente nur ein kläglicher Betrag unterhalb von Hartz Vier, Armut und Existenzminimum bleibt. Dort unten sind die Menschen auf Hilfe angewiesen und lassen sich daher besser kontrollieren. Soweit ist zum Themenkomplex Hartz Vier, Armutsrentner, Minijobs, und dauerhafte Abhängigkeit von staatlichen Behörden alles gesagt. Und doch kam 2016 im Verlag Droemer-Knaur das Buch „Die verratenen Mütter. Wie die Rentenpolitik Frauen in die Armut treibt von Kristina Vaillant heraus. Eigentlich schreibt die Autorin nur, dass es im Rentensystem nichts Verläßliches mehr gibt. Wenn man sich aber nur noch auf sich selbst und nicht auf andere verlassen kann, muss man eigentlich privat-persönlich-individuell für sich selbst vorsorgen können, ohne dass einem die Möglichkeiten genommen oder durch zulässige Möglichkeiten eingeengt werden. Als der Gesetzgeber von privater Vorsorge sprach, hörte es sich nach indivudualität an, aber gemeint war statt dessen so etwas wie Riester – eine Falle vor der mich sogar die Sparkasse gewarnt hatte, als ich eine kleine Erbschaft hatte. Riester, so erklärte die Sparkasse mir Laien  dies, ist nicht privat, sondern erlaubt dem Staat am Ende einen üppigen Griff in die individuellen Ansprüche der kleinen Leute.

Was Kristina Vaillant über Frauen und die Arbeitsbiographien von Müttern schreibt, kann man im Übrigen auch auf Männer anwenden, deren Arbeitsbiographien auch keine durchgehende Kontinuität haben. Zu den Gründen gehören Arbeitslosigkeit, Selbständigkeit, Krankheit und die planmäßige Verarmung eine als angemessen erachtete Höhe von Hartz Vier, die nicht ausreicht, um Forderungen von Vermietern und Energieversorgern zu erfüllen.

(Kristina Vaillant, Die verratenen Mütter, Droemer-Knauer, München 2016)

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