FEUILLETON-REZENSION: Die Sturmnacht von Bansin

Rezension „Die Sturmnacht von Bansin“

„Genug gemordet in Bansin“

Gemächlich wie eine Milieubeschreibung beginnt Elke Pupkes vierter Ostseekrimi mit dem Handlungsort Bansin und dem literarischen Stammpersonal ihrer drei Vorgängerkrimis. Zum Stammpersonal zählen Berta Kelling, die Mrs. Marpel von Bansin, ihre Nichte Sophie, die von Tante Berta die Pension Kehr wieder übernommen hat und betreibt, Bruno Kehr, der pichelnde Lehrer im Ruhestand, die Fischer, die immer mit dabei sind, und die Reiseleiterin Anne mit dem Talent, zwei in der Bedeutung gegensätzliche Sprichwörter kreativ zu einem neuen Sprichwort zu kombinieren. Sie würde typischerweise sagen: „Wie man sich bettet, so schallt es heraus“, worauf Lehrer Kehr grinsend sagen würde: „Wenns aus dem Bett schallt, muss man das Fenster öffnen.“. Im vierten Krimi dauert es lange, bevor Anne mit einem Sprichwort aufwartet. Es gelingt ihr versehentlich richtig, worauf sie in der Folge wieder alles verkehrt macht. Sonst wäre ja auch das durchgehende Erzählprinzip gebrochen. Es reicht ja schon, dass die Beschreibung des Sozialen zunehmend bedeutungsvoll für das Lokalkolorit wird: Arbeitslosigkeit, Hartz Vier und wie Einzelne in Abseitslage hineingeraten sind. Hätte es keine zwei Morde gegeben, wäre „Die Sturmnacht von Bansin“ ein vorbildlich erzähltes Sozialdrama geworden. Es scheint durchaus nicht verkehrt zu sein, die Sozialbeschreibungen an den einschlägigen Vorlagen von Alfred Döblin („Berlin Alexanderplatz“) und Hans Fallada („Kleiner Mann – was nun?“) zu messen. Es könnte sogar sein, dass Elke Pubke vorhat, mit diesem Krimi einen Kurswechsel auf mordfreie Heimatgeschichten einzuleiten. Bis Seite 113 entspricht die Lektüre sozusagen einer Geschmacksprobe der weiteren schriftstellerischen Fähigkeiten von Elke Pupke. Genug gemordet in Bansin, sozusagen. Aber dann kommen doch wieder zwei Tote vor. Und wieder muss Berta Kelling mit ihrem bewährten „Ermittler-Stab“ ran und alles aufklären. Für Krimi-Ratefreunde dürfte die schönste Szene das Kapitel „Dienstag, 28. Oktober“ sein. Da gehen sie alle ihre möglichen Verdächtigen durch und resümmieren dann:

„Ich bin mir sicher, der Name des Mörders wurde heute Abend hier erwähnt.“. Das ist eine Einladung für alle lesenden Mörder-Rate-Freunde.

(Elke Pupke, „Sturmnacht von Bansin“, Hinstorff-Verlag, Rostock 2016)e

Anmerkungen bitte per Mail an hannes.nagel@das-flugblatt.de

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