REZENSION: Tod in Ulrichshusen

Rezension „Tod in Ulrichshusen“

„Die Krönung der ersten sechzehn Ostseekrimis“

(von Helene Musfedder)

 „Frau Musfedder“, japste der Chef, „Frau Musfedder…“. „Ja bitte?“, fragte ich freundlich. Der Chef rang nach Luft. Die backen waren knallrot, Stirn und Nase cremeweiß und die Lippen beinahe blau. „Frau Musfedder….“, keuchte er mit flehenden Augen. Hier half nur eins: Etwas Überraschendes. Ich sagte: „Halt die luft an, Exzellenz. Und dann kommen Euer Exzellenz bitte wieder zu Euer Exzellenz.“. Das half – wie das berühmte Schockmittel zur Beseitigung eines Schluckaufs. Der Chef räusperte sich. „Verzeihung, Frau Musfedder, könnten Sie wohl dieses Buch aus dem Hinstorff-Verlag rezensieren?“. Ich nickte gnädig wie Cleopatra, die Herrscherin vom Nil. „Ein Ostseekrimi?“, fragte ich beiläufig. „Ja, und er handelt in eiszeitlich geformter Lanschaft.“ „Das ist dann aber diesmal das einzig Historische, oder?“ „Exakt – also Frau Musfedder, wie Sie das immer so gut auf den Punkt bringen – hach – ich beneide Sie – aber Sie wissen ja, was zu tun ist. Kümmern Sie sich um die Rezension. Ich muss auch noch was schreiben. Auf Wiederlesen, bis später.“ Da stand ich nun und hatte den „Tod in Ulrichshusen“ in der Hand. Ich las ihn fast im Stehen durch. Mensch, Pola Kayser, da haben Sie aber was angerichtet. Wissen Sie was? „Tod in Ulrichshusen“ scheint mir der bisher sauberste Ostseekrimi zu sein, sauber in Konstruktion und sauber in der Sprache. Fast alle Personen des Krimis sind wohlhabend. Soviel Vermögen ist beinahe unreal. Weniger betuchte Leser merken daran: Dieses hier, die Welt der Reichen und ihre Intrigen, Morde, Sorgen und Ansprüche gehen unsereinen nichts an. Schon muss man sich nicht irgendeiner Person Nahe fühlen und kann sich ganz der Handlung hingeben. Dass reiche Leute auch mal mit dem Regionalzug fahren, verdreht die Unwirklichkeit ein wenig in die andere Richtung. Die Einführung der Tatwaffe für einen der Morde ist zum ganz breit Grinsen plump aufgetragen. Man merkt noch vor dem Mord, dass nach ein paar Seiten einer an dieser Waffe stirbt, und man weiß schon vorher, der Besitzer wird es nicht gewesen sein können. Wenn ein Krimi zugleich so vorhersagbar ist und dennoch keinen Moment seiner Spannung verliert, dann ist er richtig gut erzählt.

(Pola Kayser, „Tod in Ulrichshusen“, Hinstorff-Verlag, Rostock 2015)

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