Aproposia: Vom beiderseits angebissenen Zankapfel Krim

APROPOSIA

 Vom beiderseits angebissenen Zankapfel Krim“

 Seit Ende Februar ist ein komischer Krieg auf der Halbinsel Krim im Gange. „Komischer Krieg“ ist eigentlich eine Redewendung, die für eine kurze Phase des zweiten Weltkrieges in Bezug auf Frankreich benutzt wurde. Im September 1939 blieben deutsches und Französisches Militär trotz gespenstischen Truppenaufmarsches ruhig, als hätte Richard Wagner gesagt. „Ruhig, Brauner, brich nicht den Frieden (Walküre, 3. Akt, 1.Szene – diese Angabe muss man nicht glauben, sie ist nämlich von Wikipedia)

 Moderatorin: „Guten Abend, erlauchte Runde. Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg. Ausstellungen, Dokumentarfilme, Bücher und die Feuilletons erinnern mal klug, meist aber nicht, an das Gemetzel. Putin aber übertreibt. Der schafft grad reale Eintrittsbedingungen für den Dritten.“

Zwischenrufer: „Entschuldigung, Moderatorin: Bezog sich der Satzteil ‘meist aber nicht’ auf ‘erinnern’ oder auf ‘mal klug’?

Moderatorin: „Erinnern tun sie alle, meist aber nicht klug.“

Zwischenrufer: „Danke.“

Moderatorin: „Nachher müssen Sie mir mal erklären, warum Sie heute so zahm und liebenswürdig sind.“

Zwischenrufer: „Gerne.“

Friedensforscher: „Putin on the Krim und die Heuchelei des Westens könnte als Lachnummer verbucht werden, wenn es dabei nur nicht so stark nach Pulver riechen würde.“

Zwischenrufer: „Wenigstens scheint die Gefährlichkeit der kokelnden Bengels am Pulverfass schon erkannt worden zu sein.“

Unker: „Aber von wem?“

Sehr kluge Frau: „Der Beitritt der Ukraine zur europäischen Union ist gefährdet.“

Moderatorin: „Und damit natürlich auch die Versorgung mit Erdöl und Erdgas, meinten Sie das damit?“

Sehr kluge Frau: „Wir wollen, dass die Menschen in unserem Lande….“

Unker: (fängt traurig an zu lachen)

Moderatorin: „Was wäre denn, wenn nix Energie über die Ukraine kommen würde?“

Friedensforscher: „Dann würde der beiderseits angebissene Zankapfel Krim den Westen überhaupt nicht interessieren, nicht einmal die europäische Menschenrechtsagentur.“

Die Börse: „Im Übrigen kann die Gefahr gar nicht so groß sein. Die Kurse sehn doch ganz ordentlich aus.“

Zwischenrufer: „Und bezieht sich die Gefahrenabschätzung nur auf die Börsenkurse und den so genannten freien Handel, aber nicht auf Menschen und Umwelt?“

Die Börse: „Also wir sind an dem Konflikt unschuldig. Gut, vielleicht haben wir auch etwas Verantwortung.“

Unker: „Dann werden Sie ihr gerecht.“

Zwischenrufer: „Werden Sie überhaupt mal gerecht.“

Sehr kluge Frau: „Achgottachgottachgott – nun geht DAS wieder los. Mensch, Zwischenrufer, Gerechtigkeit bringt keinen Wohlstand, sondern Gleichstand.“

Moderatorin: „Warum ist eigentlich U.v.D. Nicht hier?“

Sehr kluge Frau: „Hat heute Dienst.“

Friedensphilosoph: „Im Grunde genommen braucht da gar kein Krieg mehr statt zu finden, weil die Kriegsziele bereits auch ohne regulären Truppen-und Waffeneinsatz erreicht wurden.“

Zwischenrufer: „Und ist das nun Frieden?“

Friedensphilosoph: „Nein. Dazu müssten mindestens drei oder fünf Generationen in Friedensfähigkeit statt Wehrbereitschaft ausgebildet werden.“

Sehr kluge Frau: „Das hat doch die westliche Wertegemeinschaft schon längst erreicht.“

Moderatorin: „Liebe kluge Frau, Sie überraschen mich. Witze hielt ich bisher nicht für Ihre Stärke.“

Sehr kluge Frau: (südweisende Mundwinkel)

Friedensphilosoph: „Kluge Frau, Sie haben guten Grund, so dämlich zu kucken. Denn es gibt eigentlich gar keinen Grund für den Konflikt. Sehnse ma: Wenn es zum Beispiel in Thüringen einen Berg gibt, wo hauptsächlich Sachsen-Anhaltiner wohnen, und die beschließen plötzlich, sie möchten mit ihrem Berg zu Sachsen-Anhalt gehören, und dann schreit Thüringen Hilfe, und Berlin, Bayern und Mecklenburg eilen den Thüringern zu Hülf – dann haben Sie ungefähr eine Vorstellung, wie dämlich es ist, aus der Krim und den Wünschen von Ukrainern und Russen einen Dritten Weltkrieg zu konstruieren. Es sei denn, dass genau das der Wunsch der Beteiligten ist.“

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