Die Krise ist Krieg

Hannes Nagel

Sonntag, 29. Juli 2012

Die Krise ist Krieg

 Es ist nur eine einzige Annahme nötig und alles, was in Wirtschaft, Welt, Gesellschaft, Kultur, Recht und Umwelt passiert, wird so klar und einfach, als hätten die Staatenlenker es wie früher offiziell verkündet: Es ist Krieg. Die Krise ist Krieg. Der Einsatz von Gewalt in den internationalen Beziehungen ist nicht mehr ULTIMA RATIO der Politik, sondern Standardgehabe von Platzhirschen, die zeigen wollen, wer die dicksten Eier hat. Der Rechtsweg war früher die ULTIMA RATIO, wenn sich streitende Nachbarn nicht mit Vernunft beruhigen konnten, um gemeinsam ihre Konflikte zu lösen. Heute ist der Rechtsweg zum Standardinstrument geworden. Das Urheberrecht ist auf diese Weise zur Keule geworden, die man unbequemen Publizisten, Musikern, Kunstliebhabern und Leuten, die über Kunst reden, auf den Kopf hauen kann. Einer der bekannt werdenden Fälle ist der Fall des Internetportals SCHARF LINKS. Gegen dieses Portal zieht die Nachrichtenagentur AFP zu Feld. Nach bisherigen Darstellungen hat die Agentur einer Zeitung im Saarland, wo Erich Honecker herkam, einen Artikel verkauft, den die Zeitung dem Portal SCHARF LINKS zum Abdruck genehmigt hatte. Und nun klagt AFP nicht gegen den Weiterkauf des Artikel durch die Zeitung, sondern gegen deren Kunden, die den Artikel sozusagen bona fidem erwarb. In Kunst und Recht regiert also das Geld, welches auch in der Wirtschaft regiert, und damit kommen wir zum Krieg. Die beiden vorigen Weltkriege beherrschte das martialische Säbelgerassel, die Präsenz des Militärischen, und mediale, kulturelle und intellektuelle Stimmungsmache zu den Vorgaben der jeweiligen Scharfmacher. Auf den Ausbruch des jetzigen Krieges braucht niemand zu warten, weil wir uns bereits mitten im Schlachten befinden. Aber sie haben gelernt, die Schweine: Die Drohung mit martialischer Gewalt und die Durchführung von einzelnen kriegerischen Geplänkeln wie in Irak und Afghanistan sowie die Stellvertreterkriege wie der Libyenkrieg, die ägyptische Revolution und der syrische Bürgerkrieg wich einer subtilen schleichenden Gewalt, der Gewalt von Ratingagenturen. Die neue Stufe des Krieges ist die Steigerung vom totalen Krieg zum vollkommenen Krieg. Der zeigt sich darin, das die Toten des Krieges nicht mehr eindeutig als Tote infolge von Bombenabwürfen, Granateinschlägen, Gewehrfeuern und plündernden mordenden Horden militärischer Teufel mit glühenden Schwänzen erkennbar sind, sondern als Tote infolge Suizid nach Zwangsversteigerung, Ertrinken im Mittelmeer mangels geeigneter seetauglicher Schiffe, allgemeiner Auswegslosigkeit wegen Einkommensmangel durch Arbeitslosigkeit und einer Sozialhilfe auf dem Niveau von Zwangsarbeiterlöhnen in nationalsozialistischen Rüstungsbetrieben des Zweiten Weltkriegs. Das Dritte Reich eröffnete den Zweiten Weltkrieg. Das Vierte? Fehlt noch die Umwelt. Wenn man den Raubbau an der Natur als Krieg gegen die Lebensgrundlagen anderer Staaten oder Regionen betrachtet, dann wird es verständlich. Dann versteht man, warum Regenwälder abgeholzt werden, um die eigenen Waldressourcen zu schützen, dann versteht man, warum der Dreck in fremder Länder Flüsse verklappt wird, nur um das eigene Trinkwasser sauber zu halten, dann versteht man, das Atommüll lieber irgendwo bei den Armen im Sand verbuddelt wird, indem man sie im Unklaren lässt, mit welchen Gefahren sie beschissen werden.

 Und jetzt geht es darum, den Krieg gegen die Umwelt und die Schöpfung zu beenden. Es soll die Menschlichkeit oberstes Prinzip sein und nicht die Rechtsstaatatlichkeit. Die Rechtsstaatlichkeit hat genug damit zu tun, auch im eigenen Bereich der Menschlichkeit ein Heim zu geben.

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