Der schillernde Friedrich liebte viele Frauen

REZENSION
Freitag, 08. Januar 2010
Der schillernde Friedrich liebte viele Frauen

Wenn Friedrich Schiller ein Erotomane war, dann gibt es keine negative Deutung des Begriffes. Dann kann niemand mehr die manchen Männern eigene Verehrung des Naturells der Frauen schlecht reden. Aber man kann schöne Worte dafür finden. Josef Kiermeier-Debre hat es getan.
„Schillers Frauen“ von Josef Kiermeier-Debre ist ein herzlich geschriebenes Buch über Friedrich Schiller und die Frauen, die Schiller erst zum Schillern brachten. Es sind reale Frauen und Frauen, die in Dramen oder auch Gedichten weilen. Von den 43 angeführten Damen des Buches sind 19 Figuren für die Fantasie inszeniert und 24 für die Realität abgeschminkt. Das ist sehr schön, denn wenn man von den 24 Frauen noch die enge Verwandschaft abzieht, dann hat Schiller im Grunde jeder der von ihm verehrten Damen ein literarisches Denkmal gesetzt. „Beim wunderbaren Gott – das Weib ist schön“ (in: Don Karlos) ist des Verfassers deutlichster Beleg dafür – die anderen Stellen muß man lange und mit Mühen suchen. Aber immerhin. Bei den meisten Männern reicht die Fantasie noch nicht einmal für Liebesbriefe – Schiller musste wohl auch beim Lieben der Größte sein. Jedenfalls der Größten Einer. Der Andere war Goethe, und beide waren sich wohl auch in Bezug auf Frauen ziemlich ähnlich. Die Ähnlichkeit des literarischen und des erotischen Verhaltens heißt literaturgeschichtlich „Sturm und Drang“, wird aber nur und nur auf das geschriebene Wort der Dichter angewendet und nicht auf die Beglückung ihres Schaffens durch die Musen, die sie hatten.

Josef Kiermeier-Debre, „Schillers Frauen“, ISBN: 978 – 3- 423-13769-0, Deutscher Taschenbuchverlag (dtv), München 2009

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